Vor dem Bau einer Lochkamera: Experimente mit der Lochblende

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Zweifellos reizt es jeden Fotografen irgendwann einmal, lediglich mit einem dunklen Kasten und einem Loch, d. h. ohne jede weitere Optik, eine scharfe Abbildung zu realisieren. Bevor ich meine erste richtige Lochkamera baute, machte ich erste Experimente mit einer Lochblende an einer normalen Kamera. Das war 1987 im Rahmen meines ersten Studiums. Die Fachschaft Photoingenieurwesen hatte einen Wettbewerb für Fotos mit der Lochkamera ausgeschrieben. An einer 9x12- Plattenkamera wechselte ich das Objektiv gegen eine Lochblende aus, die aus einem durchbohrten Schraubdeckel bestand, vor dessen 1 cm große Öffnung eine Alufolie mit einem 0,4 mm großen Loch geklebt war.


Wichtig ist die richtige Dimensionierung des Lochs. Sein Durchmesser darf weder zu groß sein - dann wird das Bild zwar heller, aber unscharf - noch darf es zu klein sein: dann wird das Bild wegen der Lichtbeugung am Lochrand ebenfalls unscharf. Nach Schröder: "Technische Fotografie" berechnet sich der optimale Lochdurchmesser mit D = 1,6 * Wurzel aus (b * v), wobei b die Bildweite ist und v die Wellenlänge des Lichts. Die Bildweite ist der Abstand der Lochblende von der Filmebene. Sie entspricht der Brennweite bei einer Kamera mit Objektiv.
Für die Wellenlänge des Lichts setzt man für panchromatischen Film 550 nm ein (Grün), für Belichtungen auf SW-Fotopapier 400 nm, da Fotopapier lediglich blauempfindlich ist (gilt nicht für Multigrade-Papier). Die Blendenzahl der Lochkamera errechnet sich mit F = b / D. Für einen Lochdurchmesser von 0,4 mm und eine Bildweite von 150 mm ergab sich eine Blendenzahl von 375.
 

Technische Daten:

Format 9 x 12 cm
Bildweite (Brennweite) 135 mm
Bildwinkel 48° x 37°
Äquivalentbrennweite Kleinbild 40 mm
Lochblendendurchmesser 0,4 mm
Relative Blendenöffnung F 340
Kameragehäuse Voigtländer Avus 9x12

 

Die folgende Bilderserie entstand 1987 in Köln. Die meisten Bilder wurden auf Planfilm Agfapan 25 aufgenommen und im Kontakt umkopiert, ein Bild wurde auf SW-Fotopaier belichtet. Die Belichtungszeit betrug jeweils mehrere Minuten.
 
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