Panorama-Lochkamera No.2: Schwarzweißexperiment
 

<<      >

 
Die Ergebnisse mit der Lochkamera No. 1 waren in gewisser Weise eine Enttäuschung: die Bilder waren einfach zu gut; nur bestimmte Dinge sorgten für eine Verfremdung. Ich entschloss mich daher, eine zweite Lochkamera zu konstruieren, die einen extrem großen Bildwinkel haben sollte: mehr als 90° in der Bildbreite sollten es sein.

 

 


 
Einer der Nachteile des Lochkameraprinzips ist der natürliche Lichtabfall zum Rande hin bei großen Bildwinkeln. Aus geometrischen Gründen liegt er beim Cosinus des halben Bildwinkels hoch 4. Bei 90° kommen also am rechten und linken Bildrand nur noch ¼ des Lichtes der Bildmitte an. Das entspricht einem Lichtabfal zum Rand von
2 Blendenstufen. In den diagonalen Bildecken ist der Lichtabfall noch größer.
Eine Lösung dieses Problems besteht in einer Wölbung des Films. So gelangt man zu einer Panoramakonstruktion. Eine echte Panoramakamera hat eine um das Perspektivzentrum gewölbte Bildfläche. Bei einer Lochkamera ist das Perspektiv- zentrum das Loch. Als unechte Panoramakameras bezeichnet man Kameras, bei denen die Filmebene plan ist. Bei der echten Panoramakamera reduziert sich der Lichtabfall zum Rand hin auf den einfachen Cosinus des halben Bildwinkels.
Doch warum nicht beide Möglichkeiten in einer Kamera realisieren? Der Aufbau entpuppte sich als nur unwesentlich komplizierter.

 



gewölbte Filmführung = echte Panoramaperspektive

ebene Filmführung = unechte Panormaperspektive
 

Die größte im normalen Handel erhältliche Blattware für Fotopapier hat das Format
40x50 cm. So entschied ich mich bei No.2 für ein Format 20x50 cm, das aus 40x50 cm durch einfache Längsteilung (im Dunkeln...) zu bekommen ist. Für den Filmwechsel wurde die Kamera auf der einen Seite mit einem abschraubbaren Deckel versehen.
Die Dimensionierung der Kamera erfolgte entsprechend meiner zwischenzeitlich erworbenen Kleinbild-Panoramakamera vom Typ Nobex 135 U. Die Brennweite betrug wie bei Lochkamera No.1 200 mm. Der Bildwinkel lag bei 135°. Mit einigen groben Konstruktionsskizzen gelangte ich wiederum zu einer Holzkiste, diesmal mit einer Breite von 52 cm, einer Tiefe von 22 cm und einer Höhe von ebenfalls 22 cm. Verwendet wurde wieder im Baumarkt zugeschnittenes Birkensperrholz mit 4 mm Dicke. Die am schwierigsten zu fertigenden Teile waren wieder der Verschluss sowie die bogenförmige Filmführung.
 

Technische Daten:

Format 20x50 cm
Bildweite (Brennweite) 200 mm
Bildwinkel echtes Panorma 135° x 53°
Bildwinkel unechtes Panorma
103° x 53°
Äquivalentbrennweite Kleinbild 28 mm
Lochblendendurchmesser 0,35 mm
Relative Blendenöffnung F 512
Material des Gehäuses Birkensperrholz 4 mm
Gehäuseabmessungen B x H x T 52x22x22 cm
Material des abbildenden Lochs Alufolie
Material des Verschlusses Pappe 1 mm

 


 
 

Der Verschluss und die Shiftvorrichtung
 


Schwenkt man eine Panoramakamera mit gewölbter Filmfläche nach oben oder nach unten, so erscheint der Horizont nicht mehr gerade, sondern nach unten bzw. nach oben gewölbt. Um die gestalterischen Möglichkeiten zu erweitern, wurde daher eine Shiftvorrichtung für das Loch und den Verschluss vorgesehen, die die Konstruktion erheblich komplizierte. Mit dieser vertikalen Verschiebemöglichkeit ist es möglich, die Kamera genau waagerecht ausgerichtet zu lassen und dennoch die Lage des Horizonts im Bild zu variieren.

Die nachfolgend gezeigten Bilder entstammen einer Serie, die ich im 1996 in Köln- Kalk machte. Die Belichtungszeit lag bei bedecktem Himmel jeweils zwischen 4 und 10 Minuten.
 
 
<<      >