Am Abend des 29.6. war es selbst eine
halbe Stunde vor
Mitternacht noch sehr warm auf der Dachterrasse meiner Eltern in Kaarst
bei
Neuss und, wie schon den ganzen Tag, komplett
wolkenlos. Mein Vater und ich saßen noch bei einem Glas Wein zusammen.
Die
Dachterrasse bietet eine gute Horizontsicht von Westen bis Nordwesten.
Lange hatte uns Venus im Nordwesten mit -4 mag geleuchtet, jetzt war
sie hinter Bäumen veschwunden. Da rief mein Vater (93) so
etwas wie: „Guck mal, was da herunterkommt!“ Ich drehte mich nach
rechts und
sah dann auch im Nordwesten die Feuerkugel, die fast genau senkrecht
etwa
von 45° über dem Horizont herunter flog. Die Bahn verlief etwa von
Merak (b UMi) zu a
Lyncis. Die Geschwindigkeit war recht langsam. Die Helligkeit nahm
immer mehr
zu, auf mindestens -7 mag im Maximum, die Farbe war weiß. Es erfolgten
keine
raschen Helligkeitsänderungen, sondern eine stetige Helligkeitszunahme.
Kurz
vor dem Maximum war deutlich zu sehen, wie sich mehrere erheblich
dunklerer
Fragmente abspalteten und hinter dem Hauptkörper wie „geschmolzene
Tropfen“ zurückblieben.
Zuerst erkannte ich eine Gruppe von mindestens drei kleineren
Fragmenten, denen
kurz darauf noch ein einzelnes viertes folgte. Dann verglühte auch der
Meteorkopf, etwa 15° über dem Horizont. Eine nachleuchtende Spur oder
Rauchspur
sah ich nicht, auch Geräusche hörte ich nicht. Hätte mein Vater mich
nicht auf die Feuerkugel aufmerksam
gemacht, so hätte ich sie vermutlich nicht gesehen. Das Foto mit dem Blick von der Dachterrasse
machte ich eine Nacht später und montierte eine Sternkarte mit der
Bahn hinein.
Als ich die Feuerkugel am 30.6. gegen
11:45 MESZ der IMO
meldete, standen bereits 112 Sichtungen auf der IMO-Website, die
meisten davon
aus den Niederlanden, viele auch aus Belgien, nur 5 aus Deutschland (in
unserer
Nähe aus Neuss und aus Wuppertal), sowie vier aus Südostengland.
Inzwischen
wurden insgesamt 229 Sichtungen bei der IMO gepostet: fireballs.imo.net/members/imo_view/event/2018/2230?org=imo.
Inzwischen gibt es eine 3D-Trajektorie durch Dr. Marco Langbroeck. Demnach
leuchtete die Feuerkugel in 80 km bei einer Geschwindigkeit von 21,5
km/s, also relativ langsam, auf und verglühte in 43 km Höhe mit 9 km/s.