Objekt Sonne mit Fleckengruppe und Filament
 
Am Tag meiner Abreise aus Königsleiten konnte ich noch diese Serienaufnahme einer ausgedehnten Fleckengruppe und eines Filaments im H-Alpha-Licht machen. Ein Filament ist im Prinzip das gleiche wie eine Protuberanz. 
 
Die Aufnahmen erfolgten mit einem Coronado-H-Alpha-Filter von 60 mm Durchmesser am 90mm-Nachführrefrak- tor der kleinen Kuppel in Königsleiten mit einer SW-CCD-Kamera. Alle 2 Minuten wurde über einen Zeitraum von insgesamt 55 Minuten eine Aufnahmenserie von jeweils etwa 170 Bildern belichtet. Dann musste die Beobachtung wegen Wolken abgebrochen werden.

Um den Einfluss der Luftunruhe zu reduzieren, wurden keine Einzelbilder verwendet, sondern die jeweils schärfsten 8-9 Bilder gemittelt. Die ursprünglich schwarzweißen Bilder wurden rot einge- färbt, wie es der Aufnahme mit einer Farb- kamera entspricht.

Innerhalb der 55 Minuten erfolgte ein erheblicher Materiestrom entlang eines ausgedehnten Filaments. Es handelt sich um einen Flare Loop der Kategorie 1/BB nach Völker. Das Plasma fällt mit hoher Geschwindigkeit entlang magnetischer Feldlinien zurück auf die Sonnenober- fläche, nachdem es vor beginn der Auf- nahmesequenz bogenförmig aufgestiegen war. Den Sonnenfleck links oben im Bild ist der eine Auftreffpunkt des Plasmas.
Kurz nach der Mitte der Sequenz ändert der Materiestrom geringfügig seine Richtung und die Materie strömt in den zweiten kleinen Sonnenfleck, direkt rechts unterhalb des ersten. Das Filament kann in erster Näherung als ringförmig ange- sehen werden. Es ist nur der rechte Teil (unterhalb des großen Flecks) und der linke Teil (s.o.) zu sehen, die Mitte dagegen nicht.

Das liegt daran, dass der Wasserstoff aufgrund der schnellen Bewegung, die auch eine Radialkomponente d.h. einen Bewegungsanteil auf uns zu bzw. von uns weg, hat, durch den Dopplereffekt aus der Wellenlänge des H-Alpha verschoben wird. Dadurch wird seine Strahlung nicht mehr durch das schmalbandige H-Alpha- Filter durchgelassen, und der Materie- strom erscheint dunkel vor der hellen Sonnenoberfläche. Für den verwendeten Coronado-Filter mit einer Zentralwellen- länge von 656.28 nm und einer Halbwerts- breite von < 0.07 nm errechnet sich eine Radialgeschwindigkeit des Plasmas von mehr als 32 km/s.
 
Gegenüber den beiden Materieströmen des Filaments verändert sich die Granulation der Sonnenoberfläche im betrachteten Zeitraum kaum.

> Original SW-Sequenz (7.4 MB)
> geometrische Analyse der Beobachtung
 
Aufnahmeort Königsleiten, Österreich
Datum 11.9.2005
Uhrzeit 11:48 - 12:43 MESZ / 09:48 - 10:43 UT
Optik FH-Refraktor 90/910
Brennweite 910 mm
Blende 15
Kamera ATK 1 HS II
Format 3,7 x 2,77 mm
Programme K3CCD 1.2, Giotto 1.42, Photoshop 5.5, Picture Publisher 8.0, Adobe Premiere 6.0
Filter Coronado H-Alpha-Filter 60 mm;
Zentralwellenlänge: 656.28 nm,
Halbwertsbreite: < 0.07 nm
Belichtungszeit
1/1500 Sek., alle 2 Min.;
jeweils 5% aus ca. 170 Bildern
 

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