Kleinplanet (319) Leona bedeckt Beteigeuze !
 



In einem ersten Auswertungsschritt wurden drei Einzelbilder der Videoaufnahme der Kamera 3 (Spezifikationen siehe weiter unten) zu einem Komposit zusammengefügt: Links 10 s vor der Verfinsterung, in der Mitte zum Maximum der Verfinsterung und rechts 10 s nach der Verfinsterung. Das Inset zeigt Beteigeuze in 4-facher Vergrößerung; das kleine Quadrat jeweils rechts unten zeigt die Helligkeit des Sterns als Durchschnittswert über 8x8 Pixel. Die eingeblendete Uhrzeit zeigt UT; die letzte Stelle zeigt Einzelbilder (25 B/s).

Kamera: Sony a7S bei 25 B/s mit t = 1/25 s und ISO 81.000 mit Sony GM 1.2/50mm bei F = 1.2
Beobachtungsort: Jabalquinto; Andalusien/Spanien 38°00'43.971253"N / 3°43'14.513642"W / 387 m ü. M.
 
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14.12.2023: Erstes Ergebnis von Kamera 3

12.12.2023
02:16:14 Uhr MEZ / 01:16:14 UT: Sternbedeckung erfolgreich beobachtet - Dauer visuell ca. 4 s - Verfinsterung nicht vollständig !


22:35 Uhr: Aufbau Team Mitte bei
Jabalquinto; Himmel weitgehend klar mit stabiler Wolkenlücke über Orion; sehr feucht
21:45 Team Mitte - Maciej
Libert, Martina Hanke und ich - bricht zum Beobachtungsort bei Jabalquinto auf; Himmel in Arjonilla fast klar
21:10 Uhr: Team Ost (Bernd Gährken und Jürgen Michelberger) zu Beobachtungsort bei Torreperogil aufgebrochen
20:15 Uhr: Fahrzeug bei Erkundung eines Beobachtungsplatzes in Feldweg festgefahren; mit Trecker freigeschleppt
19:30 Uhr: Team West (Sebastian Voltmer) zu Beobachtungsplatz bei Córdoba aufgebrochen
17:20 Uhr: Zwischenquartier in Arjonilla, 60 km östlich von Córdoba, bezogen - Himmel nahezu vollständig bedeckt





Das spektakulärste Astronomieereignis des Jahres 2023 ist für mich die Bedeckung des Roten Riesensterns Beteigeuze durch den Kleinplaneten 319 Leona.
Beteigeuze ist einer der beiden hellsten Sterne im Sternbild Orion, der helle orangefarbene Stern im obigen Bild links. Kurz nach Mitternacht des 12.12.2023 wurde er durch den Kleinplaneten 319 Leona bedeckt. Ein einmaliges Ereignis: Die Verfinsterung eines so hellen Sterns wird innerhalb eines Menschenlebens nicht wieder vorkommen. Da 319 Leona nur etwa 50 bis 70 km misst, war die Bedeckung nur auf einem nur wenige Kilometer breiten Pfad zu sehen - ähnlich wie bei einer Sonnenfinsternis, nur war der Finsternispfad noch schmaler. Der Pfad verlief über Griechenland, Süd-Italien, das Mittelmeer und Süd-Spanien.
 
Sechs deutsche Amateurastronomen - Bernd Gährken, Jürgen Michelberger, Maciej Libert, Martina Hanke, Sebastian Voltmer und ich - realisierten eine Beobachtungs- kampagne in Süd-Spanien mit Ausgangspunkt Malaga. Von dort suchten wir uns gemäß Wettervorhersage unsere Beobachtungsorte auf dem Pfad. Sebastian Voltmer bildete Team West, etwa 50 km westlich von Córdoba, Maciej Libert, Martina Hanke und ich bildeten Team Mitte etwa 50 km östlich von Córdoba, während Bernd Gährken und Jürgen Michelberger als Team Ost etwa 120 km östlich von Córdoba beobachteten.
 


Beteigeuze ist ein Roter Riese mit einer enorm ausgedehnten Sternatmosphäre. Diese strahlt im Nahen Infrarot um 2.000 nm (K-Band) mit -4,05 mag am hellsten. Im Blauen (B-Band) liegt die Helligkeit nur bei +2,27 mag und im visuellen Licht (V-Band) bei +0,42 mag, Daher war zu erwarten, dass die Bedeckung in unterschiedlichen Spektral- bereichen unterschiedlich verlief. Die äußere Atmosphäre des Sterns strahlt vor allem in langen Wellenlängen, während der Stern im Zentrum in kürzeren Wellenlängen strahlt. Um dies zu untersuchen, realisierte ich Aufnahmen mit drei zeitsynchronisierten Videokameras vom Typ Sony a7S in insgesamt sechs verschiedenen Spektralbereichen. Bei zwei der Kameras wird ein 3-fach Prisma mit unterschiedlichen Farbfiltern vor dem Objektiv angebracht. Bei Kamera 1 war dieses Prisma in den Farben Blau, Grün und Rot gefiltert, bei Kamera 2 zwei Mal Infrarot plus Ha. Die dritte Kamera machte eine normale Farbaufnahme des ganzen Sternbilds Orion im visuellen Licht.

Im VdS-Journal erschien ein Artikel von Bernd Gährken und mir zu unserer geplanten Beobachtungstechnik.
 



 
Das 3-fach-Prisma ist als "Effektfilter" für Videoaufnahmen preiswert zu bekommen. Mit Hilfe des Prismas wird der Stern drei Mal abgebildet, durch die aufgebrachten Filter in drei verschiedenen Spektralbereichen. In den beiden Bildern oben ist der Filtersatz Blau, Grün, Rot im visuellen Licht gezeigt. Die Abbildung erfolgt absichtlich leicht defokussiert, um den Einfluss der Luftunruhe und des Bildrauschens zu minimieren.
 

 
Von links nach rechts: Kamera 1: Sony a7S mit Canon FD 1.4/50 mm mit 3-fach Prisma Blau, Grün, Rot. Kamera 2: Sony a7S mit entferntem UV-IR-Sperrfilter mit Sony GM 1.2/50 mm mit 3-fach Prisma H Alpha (oben), Infrarot (ab 760 nm; links unten) sowie Infrarot plus ND-Filter (rechts unten). Kamera 3: Sony a7S mit Sony GM 1.2/ 50 mm. Alle drei Kameras sind mit je einem GPS-gesteuerten Timecode-Generator vom Typ DISH DM versehen.

Das Prisma der Kamera 2 ist zwei Mal Infrarot und ein Mal in H Alpha gefiltert. Es wird erwartet, dass Beteigeuzes äußere Atmosphäre stark im Infraroten und in Ha strahlt, sodass hier die Verfinsterung kürzer und weniger tief ausfallen sollte. Durch die Gleichzeitigkeit der 3-fach-Abbildung sind exakt zeitsynchrone Fotometriekurven möglich. Die drei Kameras wurden durch neuartige, GPS-gesteuerte Timecode-Generatoren untereinander frame-genau synchronisiert.


Wenn alles funktioniert, werden fotometrische Kurven der Verfinsterung in den Kanälen Blau, Grün, Rot, H Alpha und Nah-Infrarot sowie eine Gesamtaufnahme in natürlichen Farben gewonnen. Sofern diese signifikant voneinander abweichen, kann auf den spektralen Verlauf der Sternatmosphäre geschlossen werden. Die Auswertung der Videos dauert noch an.
 



Team Mitte: Maciej Libert, Martina Hanke und ich.
Beobachtungsort: Jabalquinto/Andalusien
38°00'43.971253"N / 3°43'14.513642"W / 387 m ü. M.
12.12.2023
 
 
Fortsetzung folgt zeitnah


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