Bau der Lochkamera Nr. 1 für das Format 18 x 24 cm

 

 
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Generell gilt: je größer das Aufnahmeformat einer Lochkamera, desto besser die Schärfe. Lochkamerabilder werden daher zweckmäßiger Weise nicht nachvergrößert, sondern im Kontakt kopiert. Man baut die Kamera so groß wie das gewünschte Endformat.

 

Bei der ersten vollständig selbst gebauten Lochkamera, der "Nr. 1", entschied ich mich für das Format 18 x 24 cm. Hierbei kann sowohl Fotopapier als auch Planfilm eingesetzt werden. Der Bildwinkel sollte dem eines 28mm-Weitwinkels beim Kleinbildformat entsprechen. Da das Format 18 x 24 cm 6,7 mal breiter ist als das Kleinbildformat, wird für den gleichen Bildwinkel auch die 6,7-fache Brennweite (bzw. Bildweite) benötigt: 200 mm. Ohne große Konstruktionszeichnungen gelangte ich zu einer simplen Holzkiste mit einer Breite von 25 cm, einer Tiefe von 21 cm und einer Höhe von 19 cm. Verwendet wurde im Baumarkt zugeschnittenes Birkensperrholz von 4 mm Dicke. 

 
 
 

Technischen Daten:
 

Format 18 x 24 cm
Bildweite (Brennweite) 200 mm
Bildwinkel 62° x 48°
Äquivalentbrennweite Kleinbild 28 mm
Lochblendendurchmesser 0,5 mm
Relative Blendenöffnung F 400
Material des Gehäuses Birkensperrholz 4 mm
Gehäuseabmessungen B x H x T 25 x 19 x 28 cm
Material des abbildenden Lochs Haushaltsaluminiumfolie
Material des Verschlusses Pappe 1 mm

 

 

 

Die schwierigsten Teile waren der Verschluss mit dem Loch und das lichtdichte Filmfach. Die Konstruktion des Filmfachs wurde recht simpel mit einer Führung aus Pappe für das Fotopapier und eine mit schwarzer Folie versehenen Klappe mit einem Verschluss über zwei Gummibänder gelöst. Vollkommen lichtdicht ist das nicht, das Material lässt sich aber sehr gut in einem Dunkelsack, wie er bei Filmkameras üblich ist, wechseln. So erfordert das Fotografieren mit einer Lochkamera eine gewisse Geduld, da nach jeder Belichtung die ganze Kamera zusammen mit den Tüten für das belichtete und das unbelichtete Material in den Dunkelsack gepackt werden muß.

Um den errechneten Lochdurchmesser von 0,5 mm auch wirklich zu erreichen wurde eine Anzahl von Nähnadeln mit einem Mikrometer vermessen, bis die geeignete gefunden war. Mit dem Blick durch einen Fadenzähler wurde das Loch durch die Alufolie gestochen. Der hierbei auftretende Grat wurde mit einem Skalpell gleichmäßig umgebogen und flachgedrückt, so daß auch seitlich einfallende Lichtstrahlen ohne nennens­werte Behinderungen das Loch passieren. Immerhin ist Nr. 1 ja eine Weitwinkel­kamera. Außerdem wurde darauf geachtet, dass das Loch auch möglichst rund wurde - meist ergibt sich durch das Reißen der Alufolie zunächst eine quadratische Form.

Um den Verschluss präzise öffnen und schließen zu können wurde eine Guillotinenkonstruktion aus Pappe realisiert. Eine rechteckige Sonnenblende, ebenfalls aus Pappe, wurde zur Abschattung des Strahlengangs vorgesehen: da die Kamera innen nur mit einfach matt schwarzer Farbe gestrichen ist, käme es bei Gegenlichtaufnahmen leicht zu Kontrastverlusten wegen der von oben einfallenden Sonne.

Erste Testaufnahmen realisierte ich aus dem Fenster meines Kölner Arbeitszimmers im April 1989 auf Farbumkehrpapier. Das Bild war von großer Schärfe und (zufällig) auch genau richtig belichtet. Allerdings hatte es einen Blaustich, da das Fotopapier für Kunstlicht sensibilisiert ist. Fast war ich enttäuscht, so normal war die Aufnahme - und so uninteressant.

Die nächste Versuche machte ich mit SW-Fotopapier. Ich verwendete Ilford-Papier auf PE-Unterlage: anders als Barytpapier hat dieses Material keine Papierstruktur. Zudem kennzeichnet Ilford sein Papier nicht wie Agfa mit einem Wasserzeichen, das im Kontakt ins Bild kopiert würde, wie erste Versuche mit Agfa-Papier gezeigt hatten. Um möglichst gut kopierbare Negative zu erhalten wurde als Aufnahmematerial die Gradation "Extra Weich" gewählt.

Die hier gezeigten Bilder entstammen einer Serie, die ich im 1996 an der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland und der Kunsthalle in Bonn machte. Die Belichtungszeit lag bei strahlendem Sonnenschein zwischen 3 und 8 Minuten. Während der Aufnahmen liefen übrigens große Scharen von Menschen durchs Bild...

 

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